funkenwind – Eine Urban Fantasy Webnovel

Nachdem Agentin Orla Mayfield in Ungnade gefallen ist, bekommt sie eine letzte Chance, sich Undercover zu beweisen. Unter falscher Identität wird sie in die Kreise einer mächtigen Dämonenfamilie eingeschleust, um in einem Vermisstenfall zu ermitteln. Dort trifft sie auf Samael Kingsley – schwarzes Schaf der Familie und goldener Hoffnungsträger zugleich.
Diese Begegnung ist der erste Dominostein in einer Kette schicksalhafter Ereignisse, an deren Ende sich nicht nur Orla zwischen Gefühl und Verstand entscheiden muss.

Nach und nach werden auf dieser Seite sämtliche Kapitel von „Funkenwind“ hochgeladen und bereits während des Schreibprozesses kostenlos verfügbar sein – noch bevor die Geschichte 2025 in ihrer finalen Form erscheint. Taucht mit mir ein in eine Welt zwischen dem, was ist und dem, was sein könnte. Wer kommt mit auf die Reise?

Neueste Kapitel

17 Feier und Pflicht

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Zwischen Canapés und Kaviar warteten die Gäste des Frühlingsfestes seit einer geschlagenen Stunde im Ballsaal auf ihre Gastgeberin. Cyrus war weniger überrascht als genervt, dass Lucinda ihren Auftritt unnötig hinauszögerte, denn dieser alberne Versuch eines Spannungsbogens hatte Tradition – einzig um sicherzugehen, dass auch wirklich alle Augen auf die Ballkönigin gerichtet waren, wenn sie die Wartenden endlich durch ihr Erscheinen erlösen würde. Es wunderte ihn, dass der Hohe Rat sich dieses Theater jedes Mal gefallen ließ und sie nicht mit Fernbleiben strafte, nachdem ihre Verzögerungstaktik mit den Jahren immer durchschaubarer geworden war. 

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16 Magische Stunde

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Als Samael die Partie nach zähem Kampf schließlich für sich entscheiden konnte, hörte man bereits die ersten Vögel vor dem Fenster in der Morgendämmerung ihr Lied zwitschern. So tapfer sich Orla auch Samaels Angriffen entgegengestellt hatte – am Ende war sie chancenlos. Ihre Enttäuschung darüber hielt sich in Grenzen, denn jeder Rückschlag auf dem Feld hatte sie an anderer Stelle nach vorne rücken lassen. Auch wenn Samael für die APA keine Priorität hatte, schien das Wissen, das sie in dieser Nacht über ihn geschürft hatte, einige Körnchen Gold zu enthalten.

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15 Schlaflos

1

Im Bataroi-Koffer rumorte es und im nächsten Augenblick purzelten die ersten Figuren über das Spielfeld. Wer wo landete und für wen er in den Kampf ziehen würde, regelte der Zufall und das war einer der Gründe, warum die Spielfreude bei Bataroi schnell in Frust umschlagen konnte. Wenn man bei der anfänglichen Verteilung Pech hatte, startete man mit einer Truppe, die sich schon vor Spielbeginn gegenseitig an die Gurgel ging. Oder man hatte es mit unbelehrbaren Sturköpfen zu tun, die zu stolz waren, Befehle zu befolgen und lieber ihren eigenen Plänen nachgingen. 

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14 Unfaires Spiel

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»Ist noch etwas von deinem Wundertrank übrig?« Hector begrüßte Orla mit einem lang gezogenen Gähnen und schlurfte zur Kaffeemaschine. »Ich bin komplett durch.« 

»Viel zu tun?«, fragte Orla, während sie ihr Notizbuch unauffällig unter die alte Gartenzeitschrift schob, die sie sich für genau diesen Fall zurechtgelegt hatte.

Müde winkte Hector ab. »Ist nur wieder eine dieser Nächte, die ganz anders verlaufen, als man dachte«, sagte er. »Ich hatte mich eigentlich auf eine gemütliche Schicht eingestellt, weil doch Morgen der Frühlingsball ist. In all den Jahren war das immer der letzte Moment zum Durchatmen. Die Ruhe vor dem Sturm.« 

»Und heute?«

»Ist irgendwie der Wurm drin.« 

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13 Dschungelgift

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»Ich glaube, meine Mitbewohnerin hat ein Verhältnis mit Cyrus Kingsley.«

»Ach, wirklich?« Doyle trat aus der Wäschekammer und zupfte sich die Dienstbotenuniform an den Schultern zurecht. »Die junge Dame, die mich den Abfluss hinunter spülen wollte?« 

»Kannst du es ihr verübeln?«, sagte Orla. »Warum musstest du dich auch ausgerechnet in eine Spinne verwandeln?«

»Hm, ich weiß nicht, Mo. Weil es schnell gehen musste und ein Orang Utan in eurem Badezimmer aufgefallen wäre?«

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12 Buchgeflüster

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Das mit der Strafarbeit hatte sich schneller erledigt als erwartet. Nach nur wenigen Tagen durfte Orla die Waschküche wieder verlassen und in den Putzdienst zurückwechseln. Denn wie von Madame Mildred prophezeit, flüsterte der Flurfunk heiser, dass Cilla nicht mehr länger Gast des Hauses Thornwood war. 

So ganz wollte Orla nicht glauben, dass der Spuk ein Ende finden sollte; dass die Dämonin den Zwist mit ihr vergessen hatte. Die Sorge, ihr doch noch in die Falle zu gehen, war nur schwer abzuschütteln, weshalb Orla lieber wachsam geblieben war. Irgendwann hatte sie jedoch realisiert, dass es weniger die Furcht vor Rache war, die sie auf jedes Geräusch und jeden Schatten achten ließ, sondern eine Art pervertierte Vorfreude. Darauf, herausgefordert zu werden, sich beweisen zu können. 

Darauf, gesehen zu werden. 

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11 Familienbande

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Lucinda ließ den Arm des Plattenspielers behutsam niedersinken. Auf das anfängliche Knistern folgten die vertrauten Klänge eines Songs, dessen Leichtigkeit sie für einen kurzen Moment aus der Wirklichkeit riss und in die Vergangenheit trug: Arm in Arm mit einem Schatten, trunken vor Glück, die Zukunft nur eine vage Skizze ohne Bedeutung. 

»Deeskalationsmusik?«, hörte sie Samaels Stimme hinter sich. »Wenn ich gewusst hätte, dass es so schlecht um den Familienfrieden steht, wäre ich früher gekommen.«

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10 Sensentanz

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»Sie wollten mich sprechen, Ma’am?« Orla blieb an der Schwelle des Büros stehen. Dass sie noch vor Dienstanfang hierher zitiert worden war, ließ die Alarmglocken schriller läuten als ihrem Kopf nach der ohnehin schlaflosen Nacht guttat. 

Was, wenn sich Samael Kingsley und seine Begleitung nun doch bei Madame Mildred beschwert hatten? Was, wenn diese Minuten – hier und jetzt – ihre letzten auf Thornwood waren? Sie bereute, nicht die Flucht nach vorne angetreten und ihre Vorgesetzte selbst über den Vorfall informiert zu haben. Die Tatsache, dass sie nichts gemeldet hatte, würde sie nur noch schuldiger aussehen lassen.

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9 Nachtschatten

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Eine Stunde und diverse leere Schubladen später gab Orla enttäuscht auf. Das Zimmer war farbloser als befürchtet. Keine persönlichen Gegenstände, keine Schriftstücke, keine Bücher – nichts, das mehr über den Bewohner und seine Beziehung zur Familie hätte verraten können. Die einzige Information, die der Kleiderschrank geliefert hatte, war eine Vorliebe für die Farbe Schwarz und eine Abneigung gegen alles Ausgefallene. Der Rest des Zimmers war für die Ermittlungen in etwa so interessant wie ein leeres Blatt Papier. 

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8 Das Hadeszimmer

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Obwohl Orla in den ersten zwei Wochen auf Thornwood viel herumgekommen war, jeden Tag neue Leute getroffen und neue Orte entdeckt hatte, fiel die Ausbeute an brauchbaren Informationen über die Kingsleys enttäuschend aus. Bis auf den unfertigen Grundriss des Hauses und die Erkenntnis, dass ihr nicht nur die Überwachungskameras und ein Sicherheitsschloss, sondern auch ein bulliger Wachmann im Weg standen, wenn sie in das Büro von Cyrus Kingsley gelangen wollte, hatte sie kaum etwas Spannendes erfahren. Von seiner Mutter Lucinda hatte sie bisher nicht einmal einen Schatten gesehen. Und solange sie fürchten musste, dass der Pager an ihrem Handgelenk ihre Wege per GPS überwachte, würde sich das auch nicht ändern. 

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