funkenwind – Eine Urban Fantasy Webnovel

Nachdem Agentin Orla Mayfield in Ungnade gefallen ist, bekommt sie eine letzte Chance, sich Undercover zu beweisen. Unter falscher Identität wird sie in die Kreise einer mächtigen Dämonenfamilie eingeschleust, um in einem Vermisstenfall zu ermitteln. Dort trifft sie auf Samael Kingsley – schwarzes Schaf der Familie und goldener Hoffnungsträger zugleich.
Diese Begegnung ist der erste Dominostein in einer Kette schicksalhafter Ereignisse, an deren Ende sich nicht nur Orla zwischen Gefühl und Verstand entscheiden muss.

Nach und nach werden auf dieser Seite sämtliche Kapitel von „Funkenwind“ hochgeladen und bereits während des Schreibprozesses kostenlos verfügbar sein – noch bevor die Geschichte 2025 in ihrer finalen Form erscheint. Taucht mit mir ein in eine Welt zwischen dem, was ist und dem, was sein könnte. Wer kommt mit auf die Reise?

Neueste Kapitel

21 Störfall

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»Warum nehmt ihr nicht den kleinen Salon?«, sagte Lucinda. »Dort ist es viel gemütlicher und ihr seid ungestört.« Sie wirkte dezent überfordert, als sie sich nach Personal umsah, das sich um die ungebetenen Gäste kümmern sollte. »Ich kann euch etwas Tee und Kuchen hinüberbringen lassen …«

»Ich finde es eigentlich ganz schön hier.« Bei diesen Worten streifte Samaels Blick zufällig Orla und blieb an ihr hängen. Er schien kurz irritiert, sie in dieser Runde zu sehen, ließ sich dann jedoch zu einem freundlichen Nicken hinreißen. Obwohl Orla dem ersten Impuls nachgeben und seinen Gruß erwidern wollte, zwang sie sich zu Besonnenheit und senkte stattdessen den Blick. Niemand sollte Anlass für falsche Spekulationen haben. Noch wichtiger schien es, den Unruhestifter nicht zu ermutigen, sich in ihre Nähe zu setzen. Wie sollte sie unbemerkt ihre Handy-Aktion starten, wenn sich jegliche Aufmerksamkeit auf ihre Seite des Tisches konzentrierte? 

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20 Metamorphose

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Das Getuschel an den Tischen im Frühstücksraum glich dem Blätterrauschen im Wald, wenn der Wind besonders heftig durch die Bäume fuhr. Orla stand an der Tür und wunderte sich, dass die sonst so streng praktizierte Ruhe trotz Anwesenheit von Madame Mildred nicht eingehalten wurde. Nach dem anstrengenden Abend und der kurzen Nacht hätte es besonders leise sein müssen, doch der Raum pulsierte geradezu vor Leben. Auf unangenehme Art erinnerte sie die Stimmung an die einsamen Momente in der Schulcafeteria, wenn ein neues Gerücht die Runde machte und jeder einen Flüsterpartner am Tisch zu haben schien – jeder außer Orla. Doch dann entdeckte sie Nell, die sie hastig heranwinkte und auf den Platz neben sich zeigte.

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19 Vom Festhalten und Loslassen

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Was der pompöse Höhepunkt des Abends werden sollte, entpuppte sich als einzige Enttäuschung. Anstatt unter dem vom Feuerwerk beleuchteten Sternenhimmel mit alten und neuen Familienmitgliedern auf die Zukunft anzustoßen, stand Lucinda allein auf der Terrasse und fror. Dass Cyrus lieber mit Garvey konspirierte, war die eine Sache – bedauerlich, aber hinnehmbar. Schließlich hatte er sich an diesem Abend vor den Ratsältesten beweisen müssen und sich bravourös geschlagen. Samael hingegen hatte nicht einmal den Anstand besessen, irgendein Interesse zu heucheln – weder an der Veranstaltung noch an den Betancourts. Stattdessen hatte er sich bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Staub gemacht.

Dass Cordelia Betancourt die Party noch vor dem Feuerwerk verlassen hatte mit dem Gefühl, eine von vielen unter den zahlreichen Gästen zu sein, bedauerte Lucinda sehr. Wie sollte zwischen den beiden jemals eine Verbindung entstehen, wenn auf der einen Seite chronisches Desinteresse herrschte? Dabei hätte sich alles so schön fügen können. Ein Plausch, ein Tänzchen und die Magie des Feuerwerks. Ein leises Versprechen, sich bald wiederzusehen. Mehr hatte sie gar nicht erwartet. 

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18 Hiobskunde

1

»Das sind in der Tat geradezu besorgniserregende Entwicklungen«, hörte Lucinda es in der Runde der Ältesten raunen. Sie hatte gehofft, dass Cyrus die Betreuung der Würdenträger übernehmen würde, doch der hatte sich nach dem Essen abrupt vom Tisch entfernt und war seitdem nicht aufzufinden. Und so stand das Quintett – wie immer abgesondert von allen anderen – mit gesenkten Köpfen im Kreis, als würden sie jeden Moment zum Klagegesang ansetzen. Die schweren Mönchskutten mit den Stickereien verstärkten diesen Eindruck zusätzlich. 

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17 Feier und Pflicht

1

Zwischen Canapés und Kaviar warteten die Gäste des Frühlingsfestes seit einer geschlagenen Stunde im Ballsaal auf ihre Gastgeberin. Cyrus war weniger überrascht als genervt, dass Lucinda ihren Auftritt unnötig hinauszögerte, denn dieser alberne Versuch eines Spannungsbogens hatte Tradition – einzig um sicherzugehen, dass auch wirklich alle Augen auf die Ballkönigin gerichtet waren, wenn sie die Wartenden endlich durch ihr Erscheinen erlösen würde. Es wunderte ihn, dass der Hohe Rat sich dieses Theater jedes Mal gefallen ließ und sie nicht mit Fernbleiben strafte, nachdem ihre Verzögerungstaktik mit den Jahren immer durchschaubarer geworden war. 

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16 Magische Stunde

1

Als Samael die Partie nach zähem Kampf schließlich für sich entscheiden konnte, hörte man bereits die ersten Vögel vor dem Fenster in der Morgendämmerung ihr Lied zwitschern. So tapfer sich Orla auch Samaels Angriffen entgegengestellt hatte – am Ende war sie chancenlos. Ihre Enttäuschung darüber hielt sich in Grenzen, denn jeder Rückschlag auf dem Feld hatte sie an anderer Stelle nach vorne rücken lassen. Auch wenn Samael für die APA keine Priorität hatte, schien das Wissen, das sie in dieser Nacht über ihn geschürft hatte, einige Körnchen Gold zu enthalten.

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15 Schlaflos

1

Im Bataroi-Koffer rumorte es und im nächsten Augenblick purzelten die ersten Figuren über das Spielfeld. Wer wo landete und für wen er in den Kampf ziehen würde, regelte der Zufall und das war einer der Gründe, warum die Spielfreude bei Bataroi schnell in Frust umschlagen konnte. Wenn man bei der anfänglichen Verteilung Pech hatte, startete man mit einer Truppe, die sich schon vor Spielbeginn gegenseitig an die Gurgel ging. Oder man hatte es mit unbelehrbaren Sturköpfen zu tun, die zu stolz waren, Befehle zu befolgen und lieber ihren eigenen Plänen nachgingen. 

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14 Unfaires Spiel

1

»Ist noch etwas von deinem Wundertrank übrig?« Hector begrüßte Orla mit einem lang gezogenen Gähnen und schlurfte zur Kaffeemaschine. »Ich bin komplett durch.« 

»Viel zu tun?«, fragte Orla, während sie ihr Notizbuch unauffällig unter die alte Gartenzeitschrift schob, die sie sich für genau diesen Fall zurechtgelegt hatte.

Müde winkte Hector ab. »Ist nur wieder eine dieser Nächte, die ganz anders verlaufen, als man dachte«, sagte er. »Ich hatte mich eigentlich auf eine gemütliche Schicht eingestellt, weil doch Morgen der Frühlingsball ist. In all den Jahren war das immer der letzte Moment zum Durchatmen. Die Ruhe vor dem Sturm.« 

»Und heute?«

»Ist irgendwie der Wurm drin.« 

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13 Dschungelgift

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»Ich glaube, meine Mitbewohnerin hat ein Verhältnis mit Cyrus Kingsley.«

»Ach, wirklich?« Doyle trat aus der Wäschekammer und zupfte sich die Dienstbotenuniform an den Schultern zurecht. »Die junge Dame, die mich den Abfluss hinunter spülen wollte?« 

»Kannst du es ihr verübeln?«, sagte Orla. »Warum musstest du dich auch ausgerechnet in eine Spinne verwandeln?«

»Hm, ich weiß nicht, Mo. Weil es schnell gehen musste und ein Orang Utan in eurem Badezimmer aufgefallen wäre?«

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12 Buchgeflüster

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Das mit der Strafarbeit hatte sich schneller erledigt als erwartet. Nach nur wenigen Tagen durfte Orla die Waschküche wieder verlassen und in den Putzdienst zurückwechseln. Denn wie von Madame Mildred prophezeit, flüsterte der Flurfunk heiser, dass Cilla nicht mehr länger Gast des Hauses Thornwood war. 

So ganz wollte Orla nicht glauben, dass der Spuk ein Ende finden sollte; dass die Dämonin den Zwist mit ihr vergessen hatte. Die Sorge, ihr doch noch in die Falle zu gehen, war nur schwer abzuschütteln, weshalb Orla lieber wachsam geblieben war. Irgendwann hatte sie jedoch realisiert, dass es weniger die Furcht vor Rache war, die sie auf jedes Geräusch und jeden Schatten achten ließ, sondern eine Art pervertierte Vorfreude. Darauf, herausgefordert zu werden, sich beweisen zu können. 

Darauf, gesehen zu werden. 

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